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Lecture Notes

Deutsche Literatur seit dem Ersten Weltkrieg | Links


Allgemeine Information

Was ist Literatur?

 

"litteratura" heisst auf Latein "Buchstabenschrift"

 

Was ist die Literatur?

Ist alles, was geschrieben wird, Literatur?

Welche verschiedenen Formen der Literatur existieren?

Warum gibt es Literatur?

Wie wäre die Welt, wenn wir keine Literatur hätten?

Lesen Sie Literatur?

Warum lesen Sie Literatur?

Warum studiert man Literatur?


Ein Werk, das ein Autor bzw. eine Autorin nach bestimmten ästhetischen Regeln schreibt, wurde lange in der Literaturgeschichte nach Regeln bewertet.

Die Form, der Inhalt, der Umfang mußten innerhalb dieser Regeln bleiben.

Man beurteilte die Qualität eines Werkes danach, ob er/sie diese Regeln einhielt oder nicht. Natürlich war das nicht das einzige Kriterium, aber das stand am Anfang.

Diese Regeln konnte man in einer Poetik, oder Lehre von der Dichtkunst, finden. Am wichtigsten für die westliche Literatur war die Poetik von dem Griechen Aristoteles.

Ziele der Literatur waren "mimesis" (auf deutsch: "Nachahmung") und "katharsis" (auf deutsch: "Reinigung").

Die erste Poetik der deutschen Sprache war das Buch der deutschen Poeterey (1624) von Martin Opitz. Diese Poetik orientierte sich noch an den antiken Regeln.

Im 18. Jahrhundert schrieb Gotthold Ephraim Lessing einige Werke, in denen er absichtlich den alten Regeln nicht folgte.

Die Idee, daß man die Qualität eines Werkes nach diesen Regeln beurteilt, löste sich seit der Aufklärung.

Der Leser ist souverän!

 


Die Möglichkeit, Literatur in fiktionale und nichtfiktionale Werke aufzuteilen, wird wegen Technologie immer schwieriger!

Die Formen der fiktiven Literatur heissen Gattungen.

Texte, die informieren, sind Sach- oder Fachliteratur.

Texte, die unterhalten, sind Unterhaltungsliteratur.

Texte, die geschrieben werden, um Kunstwerke zu sein, sind Dichtung.


Literatur seit dem 1. Weltkrieg

 

Nicht zu vergessen: Ab Expressionismus gibt es (noch nicht) keine einheitlichen deutschen Literaturbewegungen. Warum? Einerseits ist es zu früh; anderseits kümmern sich Schriftsteller in erster Linie um zunehmend individualistischere Leistungen.

Man kann doch von einigen Gruppierungen beziehungsweise von einigen einzelnen Schriftstellern sprechen, die für die Zeit wichtig waren. Beispiele:

Die Neue Sachlichkeit (New Objectivity) (1925-1933). Obwohl es keine Gruppe von Schriftstellern gab, die sich zur Neuen Sachlichkeit zählten, kann man doch einige Ähnlichkeiten in den Werken mancher Schriftsteller, die man mit der Neuen Sachlichkeit identifiziert:

Man wollte in der Literatur die Fakten einer gesellschaftlichen Situation zeigen, wie sie waren, ohne Kommentar, ohne Subjektivität, und ohne eine deutlich erkennbare Politik (obwohl die meisten Autoren politisch auf der demokratischen Linken standen).

Die Idee dahinter: In einer demokratischen Gesellschaft sollten dann die Bürger entscheiden, was man gegen diese Situation tun sollte. Man wollte ein "Skandal der Fakten" verursachen, und dadurch schlechte Zustände in der Gesellschaft ändern. Einige Schriftsteller: Carl Zuckmayer (1896-1977), Erich Kästner (1899-1974).Wie mit Impressionismus und Expressionismum gab es auch eine Malerei der Neuen Sachlichkeit: Otto Dix und George Grosz.

Die politischen Schriftsteller: Es gab viele Schriftsteller, die durch ihre Werke ein politisches Ziel zu erreichen helfen wollten. Manche, wie Bertolt Brecht und Heinrich Mann (1871-1950) standen auf der linken, andere, wie Ernst Jünger (1895-1998), auf der rechten Seite in der Politik.

Die apolitischen Schriftsteller: Es gab auch Schriftsteller, wie zum Beispiel Thomas Mann und Robert Musil (1880-1942), die sich meistens aus der Politik hielten und versuchten, "reine, hohe Literatur" zu schreiben. Andere haben gesellschaftskritische Werke geschrieben, die keine klaren politischen Ziele hatten, wie zum Beispiel Ödon von Horvath (1901-1938).

Die Exilliteratur (1933-1945): Die Schriftsteller, die Deutschland wegen der Verfolgung der Nazis verlassen mußten, schrieben im Ausland weiter. Die meisten schrieben auf deutsch, manche lernten und schrieben in der Sprache ihrer Exilländer. Für die Emigranten waren die wichtigsten Themen: Die Schuld am Zweiten Weltkrieg. Die Mitverantwortung für das Unrecht, das in Deutschland in der Nazizeit passierte. Das Versagen der idealistischen Kultur angesichts der Brutalität der Nazis. Die Perfektion des Verbrechens der Nazis.

In dieser Zeit überdachte man auch die traditionellen Literaturformen. Der Roman und das Drama waren die wichtigsten Genres, die überdacht und zum Teil geändert wurden. Das war nicht nur in Deutschland so, sondern in der ganzen westlichen Welt. (Beispiele: James Joyce in Großbritannien, Marcel Proust in Frankreich, Luigi Pirandello in Italien, John Dos Passos in den USA, usw.) Besonders wichtig in der deutschen Literatur in dieser Hinsicht waren Thomas Mann und Robert Musil.

Der Zweite Weltkrieg ist ein Zäsur.

Allgemeine Tendenzen der deutschen Literatur im Westen:

Obwohl es keine Literaturbewegungen gibt, teilt man die Literatur in historische Phasen auf:

1. Phase, 1945-50 (oft Trümmerliteratur genannt):

  • Hier findet man die alten formalen und inhaltlichen Traditionen, aber auch eine radikale Neuorientierung.
  • Die Eindrücke vom Krieg und der Vernichtung (Heinrich Böll; Wolfgang Borchert; Paul Celan; Wolfdietrich Schnurre) spielten eine große Rolle.
  • Es gab Kriegs- und Heimkehrerliteratur, Todeserinnerung, und Sprachlosigkeit angesichts dieser Erlebnisse.
  • Schriftsteller protestierten gegen alle Ideologien.
  • Man erkannte, daß die Nazis die Sprache mißbraucht hatten, also war die Sprache für die Schriftsteller sehr wichtig.
  • Politisch und gesellschaftlich engagierte Schriftsteller kamen zusammen und nannten sich die Gruppe 47. (Hans Werner Richter; Ilse Aichinger; Alfred Andersch; Ingeborg Bachmann; Heinrich Böll; Günther Eich.

 2. Phase, 1950er Jahre (1950-59):

  • Die Schriftsteller in dieser Zeit beobachteten kritisch die Wohlstandsgesellschaft und schrieben darüber in Satire und Groteske. (Dürrenmatt, Böll, Max Frisch).
  • Man versuchte auch, die deutsche Vergangenheit zu verstehen (Marie Luise Kaschnitz; Andersch; Grass; Böll).

3. Phase, 1960er Jahre (1960-69):

  • Man schrieb und dachte über die unbewältigte Vergangenheit: das Hitler Reich, Kriegs- und Nachkriegszeit, innere und äußere Feinbilder.
  • Verlust der Selbstsicherheit der Aufbaujahre. (Günter Grass, Max Frisch, Uwe Johnson, Böll, Siegfried Lenz).
  • Es gab nach 1967 viele innenpolitische Probleme, und die Literatur wurde auch immer politischer; größeres öffentliches Engagement der Autoren.

4. Phase, 1970er und 1980er Jahre, bis Fall der Mauer (1970-1989):

  • Man dachte über das eigene Ich und seine subjektive Welt nach, und das brachte Ernüchterung und Distanz zu öffentlicher politischer Aktion.
  • Neue Sensibilität, neue Innerlichkeit: Interesse an eigener und fremder Lebensgeschichte. Suche nach persönlicher, auch geschichtlicher Identität. (Ingeborg Drewitz, Peter Handke, Peter Härtling, Christoph Meckel).

5. Phase, seit dem Fall der Mauer (1989-heute):

  • Die Schicksale vieler Menschen vor und nach der Wiedervereinigung sind Inhalt mancher Romane und Erzählungen.
  • Ein multikulturelles Deutschland wird ein Thema. Probleme der Integration werden behandelt.
  • Die Erbe der DDR im Bereich Kultur und Literatur wird heftig diskutiert. (Christa Wolf)

Österreichische und schweizer Autoren haben immer wichtige deutsche Literatur geschrieben, aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg spricht man von einer österreichischen Literatur oder von einer schweizer Literatur. Autoren, die oben besprochen wurden wie Bachmann, Handke, und Aichinger kommen aus Österreich, und Dürrenmatt, Frisch und Bichsel waren aus der Schweiz. Es gab aber auch andere wichtige Schriftsteller aus diesen Ländern, wie Barbara Frischmuth (Österreich), Gertrud Leutenegger (Schweiz) usw.

Mehr Frauen schrieben über ihre Erfahrungen seit dem Zweiten Weltkrieg!

 


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Last modified: August 1, 2006.