Die Epik (das Epos, die Epen) oder Prosa umfaßt Texte, in denen es erzählt wird.
Der Roman, die Novelle, die Kurzgeschichte, das Märchen, die Parabel, und der Brief sind beliebte Formen der Prosa.
Das Wort Roman kommt von "lingua romana", weil Romane eine Literaturform für das lesende Volk und nicht für die Intellektuellen waren. Andere Formen der Literatur wie Lyrik und Epik wurden hauptsächlich für Intellektuelle geschrieben und von ihnen gelesen.
Als Literaturform begann der Roman erst im 16. Jahrhundert. Im 18. Jahrhundert akzeptierten auch Intellektuelle den Roman. Der Roman hat keine festen Regeln wie ältere Formen der Literatur.
Der Roman hat einen Erzähler.
Der Ich-Roman ist eine beliebte Möglichkeit. Eine andere Art ist der Bildungsroman, oder die Geschichte eines Lebens, wobei man lernt, wie die Persönlichkeit dieses aussergewöhnlichen Menschen (meistens eines Künstlers) geformt wird.
Die Handlung eines Romans zeigt oft einen Konflikt zwischen dem Individuum und der Gesellschaft.
Der Roman zeigt sowohl innere als auch äußere Welten, d.h., was mit den Charakteren geschieht, und was die Charaktere denken und fühlen.
Der traditionelle Roman versucht eine ganze Welt, d.h. die Welt um die Charaktere und in den Charakteren, darzustellen. Das nennt man den Totalitätsanspruch.
(Italienisch: "novella" bedeutet kleine Begebenheit)
Die Novelle ist eine kürzere Erzählung, aber anders als eine Kurzgeschichte, weil sie gewisse Charakteristiken haben muss.
Die Vorbilder der Novelle sind Decamerone von dem Italiener Boccaccio (14. Jahrhundert) und die Novelas ejemplares von dem Spanier Cervantes (17. Jahrhundert).
In Deutschland begann Goethe mit seiner Novelle diese Literaturform; der Romantiker Kleist und andere im 19. Jahrhundert schrieben auch Meisterwerke dieser Gattung.
Goethe definierte die Novelle als "eine sich ereignete, unerhörte Begebenheit".
1871 entwicklete Paul von Heyse seine "Falkentheorie". Nach dieser Theorie muss diese Literaturform ein zentrales Objekt oder eine zentrale Begebenheit haben. Er nannte seine Theorie die "Falkentheorie" nach einer Novelle von Bocaccio in seiner Decamerone. Ein Mann wirbt um die Liebe einer Frau. Er tötet sein Lieblingstier, einen Falken, und gibt ihn ihr zum Essen, weil er sonst nichts für sie hat.
Die Novelle zeigt Einzelsituationen aus dem Leben, die für die Menschen in diesen Situationen eine Schicksalswende bedeuten.
Oft sind nicht die Personen, sondern was ihnen passiert, in einer Novelle wichtig. Die Novelle hat also einen Wendepunkt.
Die Novelle ist "die Schwester des Dramas" laut Theodor Storm, weil sie straff und zielstrebig komponiert wird.
Es gibt eine wichtige, konflikthaltige Begebenheit, die sich in der Wirklichkeit abspielen könnte.
Ereignisse beruhen oft auf einem zentralen Konflikt.
Die Kurzgeschichte, oder Short Story, ist eine beliebte Form.
Die Personen sind oft nicht so wichtig wie die Handlung, aber wie man lebt oder denkt, kann auch das Hauptthema sein.
Das Wort Märchen stammt aus dem Mittelhochdeutschen: "maere" bedeutet Kunde oder Bericht.
Die Märchen, deren Autor man heute nicht kennt, heißen Volksmärchen. Wenn ein Autor bekannt ist, heissen sie Kunstmärchen.
Die Märchen haben eine mündliche Tradition, d.h., es gab keine schriftliche Version, und Erzähler änderten oft den Text. Die schriftliche Form, die wir heute lesen, schrieb man erst im 17. und 18. Jahrhundert auf.
Die Sammlung der Kinder- und Hausmärchen (1812 / 1815) der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm ist heute noch sehr beliebt.
Die Märchen sollten unterhalten, aber auch belehren. Es gibt immer eine Lehre.
Raum und Zeit sind nicht klar und sprechende Tiere und Pflanzen sind möglich; Phantasiefiguren kommen vor. Beispiele sind Riesen und Zwerge, Hexen, Zauberer und Feen.
Wunderbares kann im Alltag geschehen.
Wiederholungsstruktur kommt auch vor.
Im Mittelpunkt ist oft ein Held, der zu Glück kommt.
Die einfache Sprache hat man nicht mehr in Kunstmärchen, die auch pessimistisch sein können, wie in einigen von Franz Kafka.
(griechisch: parabole = Vergleich)
Eine Parabel ist eine sehr kurze Erzählung, die immer eine Lehre oder Erhellung einer Idee hat.
Oft eine Geschichte, die nacherzählt wird, d.h., eine Person hat diese Geschichte gehört und erzählt sie wieder.
In der Handlung soll eine Parabel eine abstrakte Idee verbildlichen.
Man hofft durch die Parabel, die Leser oder Hörer zu neuen Gedanken zu bringen.
Der Brief
Der Brief kann auch eine fiktive Form sein.
Mit dieser Möglichkeit richtet ein fiktiver Autor Ideen an einen Empfänger.
Gefühle oder Situationen können gut erklärt werden.
Please send your suggestions or comments to him at: glatz@mscd.edu.
Last modified: January 15, 2002.