Bertolt Brecht (1898 - 1956)

 

Der gute Mensch von Sezuan (Schauspiel, 1940)

 

DIE GÖTTER singen das ″Terzett der entschwindenden den Götter auf der Wolke″:

 

Leider können wir nicht bleiben

Mehr als eine flüchtige Stund:

Lang besehn, ihn zu beschreiben

Schwände hin der schöne Fund.

 

Eure Körper werfen Schatten

In der Flut des goldnen Lichts

Drum müßt ihr uns schon gestatten

Heimzugehen in unser Nichts.

 

SHEN TE: Hilfe!

 

DIE GÖTTER:

 

Und lasset, da die Suche nun vorbei

Uns fahren schnell hinan!

Gepriesen sei, gepriesen sei

Der gute Mensch von Sezuan!

 

Während Shen Te verzweifelt die Arme nach ihnen ausbreitet, verschwinden sie oben, lächelnd und winkend.

 

 

EPILOG

 

Vor den Vorhang tritt ein Spieler and wendet sich entschuldigend an das Publikum mit einem Epilog.

 

Verehrtes Publikum, jetzt kein Verdruß:

Wir wissen wohl, das ist kein rechter Schluß.

Vorschwebte uns: die goldene Legende.

Unter der Hand nahm sie ein bitteres Ende.

Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen

Den Vorhang zu und alle Fragen offen.

Dabei sind wir doch auf Sie angewiesen

Daß Sie bei uns zu Haus sind und genießen.

Wir können es uns leider nicht verhehlen:

Wir sind bankrott, wenn Sie uns nicht empfehlen!

Vielleicht fiel uns aus lauter Furcht nichts ein.

Das kam schon vor. Was könnt die Lösung sein?

Wir konnten keine finden, nicht einmal für Geld.

Soll es ein andrer Mensch sein? Oder eine andre Welt?

Vielleicht nur andere Götter? Oder keine?

Wir sind zerschmettert und nicht nur zum Scheine!

Der einzige Ausweg wär aus diesem Ungemach:

Sie selber dächten auf der Stelle nach

Auf welche Weis' dem guten Menschen man

Zu einem guten Ende helfen kann.

Verehrtes Publikum, los, such dir selbst den Schluß!

Es muß ein guter da sein, muß, muß, muß!